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Diesel und Stickoxide: ein weiteres nebeliges Argumentationsfeld

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Im Autoland Deutschland ein Thema seit 2017, bezüglich der Inntalautobahn in Tirol auch schon ein Dauerbrenner, gibt es seit Anfang Juli 2019 in der Alpenstadt Bozen ein Werktags-Fahrverbot (7:00-10:00, 16:00-19:00) für Diesel bis Klasse Euro3. Zu diesem Thema gibt es nicht nur unter Journalisten und Laien sehr kontroverse Stellungnahmen, auch Experten schätzen die Gefahren und sinnvollen Maßnahmen sehr unterschiedlich ein.
Fragen die sich aus unten aufgeführten Zitaten und Quellen für mich ergeben:

  • Wieso gibt es nicht dynamische Verbote (Interaktive Tafeln) die auf aktuellen gemessenen Werten beruhen? Jahreszeiten, Inversionswetterlagen, etc. scheinen oft total unterschiedliche Smogsituationen zu bewirken.
  • Wieso sind PKWs mit 2 oder mehr Personen gegenüber Einzelfahrern nicht bevorteilt? Ausstoß pro Kopf sollte als Maß gelten.
  • Wieso gibt es nicht transparente Messungen auch etwas abseits der Hauptverkehrsadern? Besonders Stickoxide scheinen nur die stark befahrenen Routen zu belasten und somit flüchtig zu sein.
  • Wieso wird nicht der Autobahn- und Flughafenverkehr dynamisch reguliert? Geschwindigkeitsvorgaben und ev. auch Fahrverbote für Schwertransporte sollten zugunsten Volksgesundheit und auch gegen Widerstände der Speditionen/Shops möglich sein. Subventionen für Flughäfen und Nichtbesteuerung von Flugtreibstoff sollten europaweit ein Ding der Vergangenheit sein.

So sind beispielsweise ältere Diesel-Modelle hinsichtlich der Stickoxid-Werte im realen Betrieb mitunter sauberer als Euro-5-Fahrzeuge. … Eine Umrüstung auf Elektro-Antriebe beispielsweise bei Diesel-Bussen habe in Größenordnungen mehr Einfluss, als das Aussperren einer mehr oder minder großen Zahl an Diesel-Pkw. … Die optimale Auslegung der Motoren liegt an den Arbeitspunkten 50 und 120 Kilometer pro Stunde.

Prof. Matthias Klingner, Dresdner Verkehrswissenschaftler in dnn.de Juli 2017

Zwei Drittel der No2-Emissionen stammen hessenweit aus dem Verkehr und fast ausschließlich aus Dieselfahrzeugen. [Wartungsfreie „offene“ Diesel-Partikelfilter ab Euro4 nehmen hohe NOx-Emissionen in Kauf um Feinstaub-Grenzwerte einzuhalten]

Werner Eckert, Leiter der SWR-Fachredaktion „Umwelt und Ernährung“ in hr-inforadio.de Sep. 2017

Beim Feinstaub (PM10) trägt der Verkehr mit 37 % zum Schadstoffausstoß in Sachsen bei. Er sei die Verursachergruppe mit dem höchsten Anteil. 1/3 Motor, 2/3 Aufwirbelungen und Abriebe.
40 % des Stickoxidausstoßes … vom Verkehr… An stark befahrenen Straßen 60-80 %. Bei hohen Motortemperaturen werde mehr Stickstoff oxidiert…

Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) Sachsen in dnn.de März 2018

Alle drei Größen – PM10, NOx und CO2 – gleichzeitig zu minimieren, gehe tatsächlich nicht. … Es gibt also nicht nur den Zielkonflikt zwischen dem Partikel- und dem Stickstoffoxidausstoß sondern mindestens noch als dritten Parameter die Effektivität [Verbrauch bzw. CO2 Ausstoß].

Umweltamt der Dresdner Stadtverwaltung in dnn.de März 2018

Anders als bei den Stickoxiden gilt die schädliche Wirkung des Feinstaubs als eindeutig nachgewiesen. … Für beide Schadstoffe kann man keine eindeutige Aussage darüber treffen, ab welcher Konzentration die Stoffe definitiv schädlich sind. Die geltenden Grenzwerte stützen sich teilweise auf Empfehlungen der WHO, sind aber letztlich politisch festgelegt.

mah/dpa in spiegel.de Jan. 2019

Nach Köhlers Argumentation bekommt ein Mensch, der lebenslang an einer viel befahrenen Straße lebt, so viele Schadstoffe ab, wie ein Raucher in wenigen Monaten. … rechnete die taz nach … : „Wer an einer viel befahrenen Straße wohnt, atmet während eines Lebens von 80 Jahren so viel Stickoxide ein wie ein starker Raucher in sechs bis 32 Jahren.“ [Einen … Vergleich von kurzfristigen Spitzenbelastungen mit einer permanenten Dauerbelastung halten andere Wissenschaftler … für unseriös.]

Prof. Dieter Köhler, Lungenarzt bzw. taz in sueddeutsche.de und taz.de Feb. 2019

Die 20-köpfige Expertengruppe [der Wissenschaftsakademie Leopoldina] kommt … zu dem Ergebnis, dass die Grenzwerte für Stickstoffdioxid derzeit nicht verschärft werden müssen; Feinstaub hingegen werde nicht streng genug reguliert. Sie empfehlen Software- und Hardwareupgrades, um die NO₂-Emissionen zu senken. Letztere seinen insbesondere für Busse und Kommunalfahrzeuge sinnvoll.

Markus Balser und Hanno Charisius in „Forscher halten kleinteilige Fahrverbote nicht für sinnvoll“ sueddeutsche.de April 2019

Der Verkehr ist laut Umweltbundesamt für bis zu 19 % (PM2.5) des Feinstaubs verantwortlich [davon 40 % vom Motor und 60 % Abrieb von Bremsen, Reifen und Straßen, welche auch bei Elektroautos anfällt]. Der Rest entfällt unter anderem auf Industrie, Abfall, Landwirtschaft und die Kamine von privaten Haushalten.

Felix Reek bzw. Lars Mönch vom Umweltbundesamt in sueddeutsche.de Mai 2019

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